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Wie aus "Tafelsilber" rostiges Blech wird

Das Drama um die kreiseigenen RWE-Aktien des Landkreises Altenkirchen hat in diesen Tagen einen neuen Höhepunkt erreicht. In den vergangenen 14 Tagen (03. September bis 17. September 2015) ist der Gegenwert der kreiseigenen RWE-Aktien von 19,5 Mio € auf 16,2 Mio € gefallen – ein Verlust von 3,3 Mio € (oder ca. 17%) innerhalb von 2 Wochen.(Am 22. September 2015 ist ein weiterer Verlust von 1,4 Mio € bei einem Tageskurs von 9,87 € eingetreten)
Verantwortliche der Kreisverwaltung und Mitglieder des Kreistages haben in den vergangenen Jahren immer wieder vom “Tafelsilber” (RWE-Aktien) und deren hohen Dividenden gesprochen.
Dazu passt die Meldung im Wirtschaftsteil der RHEIN-ZEITUNG vom 17.09.2015: RWE – ein wankender Riese (http://epaper.rhein-zeitung.de/eweb/rz/2015/09/17/H/8/17197513/) Hier heißt es unter anderem:...“Die Kommunen – mit knapp einem Viertel wichtigster RWE-Aktionär – verfolgen die Entwicklung des Unternehmens mit zunehmender Nervosität. Sie sorgen sich vor allem um die Dividenden, die in den knappen Haushalten an der Ruhr längst eingeplant sind. Zuletzt hatte RWE 1 Euro pro Aktie gezahlt. Er stelle sich auf Kürzungen auf 50 oder 60 Cent und damit neue Millioneneinbußen ein, sagte Essens Stadtkämmerer Lars Martin Klieve jüngst.”
Die Kreis-Aktien müssten mehr als 550% (fünfhundertfünfzig Prozent) zulegen, um wieder den Kurs vom März 2006 zu erreichen.
Das aber werden alle heute im Landkreis Altenkirchen lebenden Bürger nicht mehr erleben.
Übrigens: Die Schutzbehauptung, dass der Aktien-Kurs NUR wegen der Energie-Wende abgestürzt sei, ist barer Unfug und hat mit dem Umgang mit den kreiseigenen RWE-Aktien nichts zu tun.

Ohne der Rechthaberei frönen zu wollen, aber der Sachlichkeit und Ordnung zuliebe verweise ich an dieser Stelle auf meine Leserbriefe in der RHEIN-ZEITUNG aus den Jahren 2006 und 2008:

“Wünsche mehr Sachverstand”
Der Kreis soll seine RWE-Aktien verkaufen und den Erlös für die Sanierung des Haushalts verwenden.
“Als Bürger des Kreises Altenkirchen und demzufolge einer der Aktionäre wünsche ich mir bei den Verantwortlichen für die RWE-Aktien etwas mehr ökonomischen Sachverstand. Tatsache ist: Aktien bringen neben Dividenden (meist im untersten einstelligen Zinsbereich) vor allem Spekulations-Zuwächse (oder Spekulations-Verluste). Die RWE-Aktie hat seit März 2005 einen Zugewinn von satten 60 Prozent erfahren. Bei einem Besitz des Kreises von ca. 1,5 Millionen Aktien (entspricht zirka 67,5 Millionen Euro im März 2005) wären heute zirka 106,5 Millionen Euro Gegenwert vorhanden, ein Zugewinn von etwa 39 Millionen Euro!
Von diesem Zugewinn innerhalb eines Jahres sollte man sich guten Gewissens zugunsten einer Schuldentilgung trennen. Dadurch verringert sich zwar die Anzahl der Aktien (und demzufolge die jährliche Dividende), aber zugleich auch die Zinsbelastung durch die Schulden.
Aus dieser “Einsparung” wiederum könnte manch sinnvolle Investition bewerkstelligt werden, die wiederum hilft, Kosten zu sparen. Die verbleibenden Aktien werfen sicherlich zukünftig auch noch Gewinne ab.
Alte Börsenweisheit: Von Gewinnmitnahmen ist noch nie jemand ärmer geworden.
Wolfgang Heinrich, Etzbach
RZ Altenkirchen vom Samstag, 25. März 2006

“Um rund elf Prozent gefallen”
Die RWE-Aktien, die der Kreis besitzt, regen bisweilen zum genauen Rechnen an.
In meinem Leserbrief vom 21. März riet ich, einen Teil der 1,5 Millionen kreiseigenen Aktien zu verkaufen und damit Schulden abzubauen. Damals war im Depot des Kreises ein Gegenwert von zirka 106,5 Millionen Euro vorhanden. Am 5. Juni (zweieinhalb Monate später) ist dieser Wert um rund elf Prozent oder zwölf Millionen Euro gefallen. Im März hätte der Verkauf von 150 000 Aktien zu 71 Euro Einnahmen von rund elf Millionen Euro zur Schuldentilgung gebracht, heute müssten schon rund
175 000 Aktien dafür verwendet werden. Vermutlich werden wir in den nächsten Tagen und Wochen weiter fallende Kurse sehen.
Wolfgang Heinrich, Etzbach
RZ Altenkirchen vom Freitag, 9. Juni 2006

“Klug mit Aktien umgehen”
Der Kreis fällt nicht in Panik wegen Kursverlusten der RWE-Aktien .
Wenn der Kreis nun mal Aktien besitzt, dann sollte er auch klug damit umgehen. Nur Dividenden erlösen zu wollen, ist reichlich naiv. Aktien sind vor allem auch wegen ihrer manchmal sehr hohen Kursgewinne interessant. Der Kreis hat seit Januar etwa 86 Millionen Euro (in Worten: sechsundachtzig!) weniger Wert in seinem Aktien-Bestand. Oder: Der Wert des Aktien-Paketes ist um zirka 40 Prozent gefallen.
Um diesen “buchhalterischen” Verlust wieder auszugleichen, muss der Aktien-Kurs um zirka 67 Prozent steigen. Dafür wird viel Zeit ins Land gehen. Darum: Zumindest die vorhandenen Kreis-Schulden hätte man im ersten Quartal des Jahres mit Hilfe verkaufter RWE-Aktien ablösen müssen (siehe Leserbrief vom 11. März 2008). Besser wäre gewesen, einen erheblichen Teil zu verkaufen, um sinnvolle Investitionen z. B. in Bildung zu tätigen.
Der Profit aus “Bildungs-Investitionen” wäre möglicherweise mittelfristig mehr wert gewesen als eine hohe Dividende. Unter diesen Umständen die Kreisumlage erhöhen zu wollen, wäre vergleichbar mit “hohen Abfindungen für unfähige Manager”. Als Kreisbewohner und somit Miteigentümer der RWE-Aktien wünsche ich mir verantwortungsbewussteren und durchdachteren Umgang damit.
Wolfgang Heinrich , Etzbach
RZ Altenkirchen vom Donnerstag, 16. Oktober 2008

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